Kolumne Frau Muggli und die Krater beim Loch

Golfsuisse 04-12

Frau Muggli und die Krater beim Loch

Frieda Muggli, 93 Kilo (relativ mittig auf 161 Zentimeter verteilt), klebt mit beiden Füssen am Rand von Loch Nummer 7. Sie hält die Fahnenstange und wartet freudig darauf, dass ihr Mann den Dreimeterpött zum Buugy einlocht. Wäre Frieda Muggli eine Ballerina aus Heinz Spoerlis Ballettkompanie oder Valérie Inertie, jene grazile kanadische Artistin, die im diesjährigen Programm des Circus Knie an und in einer Art überdimensioniertem Hula-Hoop-Reifen anmutig durch die Manege rollt, wäre alles kein Problem. Aber Frau Muggli hat andere Qualitäten. Vor allem aber trägt ihre kräftige Fahnenbedienung wesentlich zum Stromboli-Effekt bei.

Bestimmt gibt es einen «St Andrews»-homologierten Fachausdruck dafür, aber weil sich den keiner merken kann, bleiben wir der Einfachheit halber beim Stromboli-Effekt beziehungsweise beim Strombolieren. Hä? Okay, dann fangen wir halt ganz von vorne an: Wenn unser Head-Greenkeeper Kurt Deflorin (82 Kilo) ein Loch ins Green defloriniert, dann legt er zunächst sorgfältig seine Schablone (eine Art Brett mit Loch) auf den Rasen, damit auf dem diffizilen Grün keine Dellen und Krater entstehen können. Und wenn man weiss, wie pingelig engagierte Golfer darauf achten, den wertvollsten Teil des Platzes nicht zu verletzen, dann versteht man vielleicht, weshalb «strombolierende» Golfer gemobbt werden. Sie sind es, die dafür verantwortlich sind, dass sich um die Löcher Krater bilden, die einem jeden langsamen Putt kurz vor dem Fallen ausbrechen lassen.

Klar erkennt man bei genauer Inspektion, dass das Loch wie ein Vulkan aussieht, bloss, wenn man zu positiv puttet (gell, «pattet», ohne ö, wir erinnern uns) und ein μ (Mü) verzieht, dann isser halt weg. Und wenn man zu vorsichtig ans Werk geht, dann kommt er in den Stromboli-Krater und geniert sich erst recht am Loch vorbei.

Genau so läuft das übrigens auch mit nicht ausgebesserten Pitchmarken: Wenn die gleich nach dem Einschlag sauber gegärtnert werden (von aussen nach innen drücken, Kollegen – und nicht bloss mit dem Tee ein bisschen drin rumstochern!), dann sieht man sie am nächsten Tag bereits nicht mehr. Wir versuchen das den Gästen auf unserem wunderbaren Golfplatz immer wieder «in flagranti» beizubringen: Pitchgabel raus, zack, zack, zack und mit dem Putter flachgedrückt und Ende.

Mit anderen Worten: Liebe Frau Muggli, machen Sie mich nicht waaaahnsinnig! Wir, die wir die Fairways nur vom Hörensagen kennen, weil wir dauernd irgendwo anders rumturnen, wir, die wir uns Schlag um Schlag aus dem Semirough, aus Wasserhindernissen und absurden Bunkern heraus aufs Grün arbeiten, schnappen schier über, wenn unsere Putts nach dem ganzen nervenaufreibenden Scramble – kurz vor dem Loch – wegstrombolieren. Schlurfen Sie also bitte nicht wie ein Trampeltier übers Grün, stehen Sie gopfertelli so weit wie möglich weg vom Lochrand und halten Sie die Fahnenstange entspannt und mit ausgestrecktem Arm! Dann ist das Risiko auch kleiner, dass Sie eines Tages von Kurt, dem Sagogner Grünmonster, ins Loch gesogen und gefressen werden, Frau Muggli!


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