Kolumne Frau Muggli und der Krimiautor

Golfsuisse 02-14

Frau Muggli und der Krimiautor

Frieda Muggli hat jetzt zugegeben, dass ihr schon das eine Kapitel der «Partherapie» aus dem Internet sehr geholfen habe. Früher sei sie amigs weinend aus dem Bunker gekommen, doch das sei jetzt vorbei, eröffnete sie mir auf Zypern an der Hotelbar. Ich erklärte ihr, dass das Sandspiel doch eigentlich bubieinfach sei und dass wir in Sagogn oben viele schwierige Bunker hätten. Man müsse den Schläger halt bloss ganz entspannt voll durchziehen und nicht nur den Schlagrahm (also den Ball), sondern grad das ganze Erdbeertörtchen raushauen! Ein Kinderspiel! Am nächsten Tag sprach mich eine adrette Dame am Frühstücksbuffet an: «Oh, sind Sie nicht der Mann von der Frau Muggli?» Sie und ihr Fredi wuürden drum immer meine Kolumne im «Golfheftli » lesen und amüsierten sich dabei köstlich. Jetzt seien sie gespannt auf die «Partherapie ». Das Titelbild sei ja ähnlich wie jenes vom ersten Buch … ob ich den denkenden Elefanten eigentlich selber fotografiert hätte? «Nein, bloss dressiert», witzelte ich.
«Sie kenne ich doch irgendwoher», begrüsste mich in derselben Woche ein weiterer wildfremder Golfer, der mit seiner Frau am ersten Tee darauf wartete, nach uns abzuschlagen. «Sie sind doch der mit der ‚Partherapie’, sehr geil! Bravo! Hab’s gerne gelesen. Respekt!» Das geht natürlich runter wie Butter. Doch dann sagte er: «So, jetzt wollen wir mal sehen, ob Sie in der Praxis genauso gut sind wie in der Theorie.» Super Situation! Frau Muggli meinte an der Cocktailbar im Hotel dann übrigens noch, dass es sie sehr beruhigt habe, dass auch ich meine liebe Mühe mit dem Bunkerspiel habe, dass offenbar auch Single-Handicapper nur mit Wasser kochen.

Gut, jetzt muss man wissen, dass ich mit zwei über Par an den zehnten Abschlag des «Aphrodite Hills» getreten war. Ein Par 5. Und mit dem zweiten das Grün angriff. Ein übermütiger Schlag, zugegeben. Aber es gelang mir, den Ball haarscharf am See vorbeizudreschen: in den feuchten Bunker vor dem Grün. Nach neun (9) Versuchen, der Sand sah schon arg mitgenommen aus, bekam ich ihn endlich irgendwie raus. Und genau diesen tragischen Tiefstpunkt in meiner Golfkarriere erlebte Frau Muggli aus nächster Nähe mit, Heilandzack!

Mit welchem Resultat ich vom Grün ging, liess sich beim besten Willen nicht mehr rekonstruieren, aber es war mindestens eine 14. Ob ich absichtlich nicht einfach nur das Erdbeertörtli rausgehauen habe, quasi als Show, fragte Frau Muggli dann noch. Dieser Deutungsversuch gefiel mir irgendwie. Und ihre Bemerkung, dass der beste Krimiautor ja nicht unbedingt der beste Killer sein müsse, ist meine neue Standardausrede.


Schreiben Sie einen Kommentar