Kolumne Frau Muggli und die Autogrammkarten

Golfsuisse 01-15

Frau Muggli und die Autogrammkarten

Frieda Muggli hat jetzt zugegeben, dass sie «also irgendwie auch noch froh» ist, dass ich mein Amt als Captain niedergelegt habe. Sie habe jeweils Wallungen bekommen, wenn sie in Sagogn überoben zugange gewesen sei, weil sie Todesangst gehabt habe, etwas falsch zu machen. Ihr Mann, der Ruedi, der habe mein strenges Regime hingegen sehr in Ordnung gefunden (aber sie sei halt nie beim Militär gewesen, sondern nur in der Handsgi).
Nun muss man wissen, dass das Amt des Captains eine eher zeitintensive Angelegenheit ist. Vor allem dann, wenn man beim Aufbau eines Golfplatzes mithelfen darf. Aber der Captain sei doch bloss für den Spielbetrieb zuständig und nicht für tutti quanti, schlaumeiert Frau Muggli. Ja, aber die Qualität der Grüns und der Fairways steht und fällt halt mit dem Bewusstsein der Golfenden.

Erst wenn der hinterste und letzte Muggli gecheckt hat, dass es sich auf einem gepflegten Platz besser spielt als auf einer abgenudelten Weide auf der Schwägalp, wird die Golfrunde zu einem erfreulichen Erlebnis. Frau Muggli muss dem zustimmen und fügt an, dass sie immer wieder, selbst auf exklusivsten Schweizer Golfplätzen, über die Achtlosigkeit der Menschen staune. Nur zu oft finde sie Grüns vor, die wie nach einem schweren Hagelschlag daherkämen, Fairways wie Kartoffelacker und Bunker, die den Eindruck eines vertrampätän Wasserlochs im Krüger-Nationalpark erweckten. Manchmal fehlten sogar die Rechen! Sie habe sich drum im Coop Bau+Hobby einen eigenen «für in den Bag» geposchtet («Oecoplan», Alu, 20 Zinken, für 45.90)! Aber das Umächärrälän sei doch bestimmt lustig gewesen, fährt sie fort. Na ja, bei schlechtem Wetter frierst du dir den Allerwertesten ab und wenn die Sonne lacht, wärst du gerne selber auf der Runde. Stundenlang im Cart Turniere begleiten, mit dem Feldstecher haarsträubende Regelverstösse beobachten, immer und immer wieder Ahnungslose belehren und böse Briefe schreiben…

«Genau!», unterbricht mich Frau Muggli, denn sie erinnert sich an meine Schilderung des Greenkeeper-Jägers, der tatsächlich versucht hatte, einen unserer tollen Rasenmäher vom Rasen zu schiessen, an den massiv übergewichtigen Bayern-Fan mit dem FC-Barcelona-Trikot und an den Vollkoffer, der, während die Ladies seines Flights von Rot abschlugen, auf die blauen Damenabschläge dahinter brünzelte. Ob es mich bei dem ganzen Wahnsinn nicht auch manchmal schier verchübelt habe, will sie dann noch wissen. Ja, klar – im Nachhinein. Der Ernst von heute ist ja der Humor von morgen. «Gell, damals zum Beispiel, als Sie auf dem 200 Meter langen, leicht ‚abwärtsigen’ Par 3 eine Acht schreiben mussten – oder war’s eine Zehn?» Ich hab’s verdrängt. Ob ich die Kolumne eigentlich noch weiterschreiben werde, will Frau Muggli zum Schluss besorgt wissen.

Ja, warum? Oh, da sei sie aber froh, sie habe sich nämlich extra «Frau Muggli»-Autogrammkarten machen lassen. Und da wäre es doch schade, wenn das umsonst gewesen wäre, jetzt, wo sie jeder kenne! Stimmt.


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