Golfsuisse 06-15
Nur das Querformat zeigt die Hochform
Frieda Muggli hat jetzt zugegeben, dass sie früher (also gestern) auch noch vertikal «ge-eifötälät» habe Aber heute wisse sie, dass das ungefähr so schlau sei, wie wenn ihr Ruedi aus 180 Metern ein mickriges Inselgrün angreife. Im Zeitalter der Handyfotografie seien hochformatige Fotos allein schon deshalb ein kompletter Unsinn, weil man sie ja anschliessend nicht mehr ins Album klebe und zu Kaffee und Kuchen bestaune, sondern direkt auf dem Handy oder am Compi angaffe. Und die allermeisten Computermonitore, die seien nun mal in Gottes Namen quer. Und drum mache Hochformatiges keinerlei Sinn Nun muss man zugeben, dass auch hier die Ausnahme die Regel bestätigt. Beim Schiefen Turm von Pisa oder bei Sultan Kösen, dem mit 2 Meter 51 längsten Mann der Welt (Schuhgrösse 62), würde sie jetzt vielleicht noch ein Auge zudrücken, meinte Frau Muggli. Aber ansonsten gelte: Heute fötälät man quer!
Ganz extrem werde es immer dann, wenn das bewegte Bild ins Spiel komme. Zum Beispiel bei der spektakulären Videoaufnahme eines hammermässigen Abschlags oder einer verzweifelten Rettungsaktion aus dem Wasserhindernis oder archäologischer Grabungsarbeiten im Bunker Frau Muggli hat recht. Wer beim Videölen vertikal «samsüngelt» oder auch «windöselt», ist im falschen Film. Geht gar nicht. Man stelle sich bloss mal vor, grosse Filmklassiker wie «Titanic», «Apocalypse Now» oder «Die glorreichen Sieben» wären «dähöchina» gedreht worden. Da sähe man im Idealfall ja noch maximal vier Cowboys frontal auf einen zureiten. Der Rest ist quasi Off- Broadway. Dasselbe gelte auch für die private Dokumentation der schönsten, spektakulärsten oder lustigsten Momente auf dem Golfplatz.
Ein Klassiker in negativer Hinsicht ist «Crazy Putt 9th Hole», ein YouTube-Filmli, das inzwischen bereits bald dreieinhalb Millionen Mal angeklickt wurde und einen buchstäblich besonders schrägen Putt zeigt. Hochformatig! Links und rechts ist jeweils ein Drittel des Bildes abgeschnitten. Geradezu souschaad wär es, wenn die «Rory McIlroy four-putts» (auch auf YouTube) vertikal gefilmt wären Der arme Kanton spielte ja 2014 am dritten Tag der BMW Championship am zwölften Loch (einem 196 Yards langen Par 3) eine Sechs, indem er drei kurze Putts musikalisch verschob. Und dies nicht nur einmal, sondern am darauf folgenden vierten Tag gleich noch einmal Am selben Loch. Es lebe die Wiederholbarkeit! Im Publikum natürlich jede Menge sprachloser Hochformätlär; den Mund sperrangelweit offen, aber das Handy im Lot Frau Muggli meinte, seit es bei ihr «klick gemacht» habe, also seit gestern, sei sie die Jeanne d’Arc der Handyfotografie.
Das sei zwar ein Kampf gegen Windmühlen, aber ihr Einsatz gegen die unsägliche Caprihose beim männlichen Golfer habe sich letztlich auch gelohnt. Heute treffe man nicht zuletzt auch dank ihr (!) nur noch sehr selten stilbefreite Schiffbrüchige an, die auf dem Golfplatz rumturnten wie Robinson Crusoe auf seiner Insel im Mündungsgebiet des Orinoco. Gut Ding will Weile haben.