Golfsuisse 5, 2017
Frau Muggli als Putzkraft
Frau Muggli hat jetzt noch einmal betont, dass sie ab sofort keine Greenfees mehr bezahlen werde. Und sie rede hier nicht etwa von überrissen teuren Greenfees, auch reduzierte kämen für sie nicht mehr infrage. Im Wesentlichen sei diese Verweigerung auf die Platzpflege zurückzuführen. Wenn sie golfen gehe, dann erwarte sie ganz einfach, dass der Platz 1a zwäg sei. Ungepflegte Fairways, achtlos in den Bunker geworfene Rechen, mit Einschlägen übersäte Grüns, das alles koste sie enorm viel Zeit und Nerven.
Und ja, klar, die Pflege eines Golfplatzes sei natürlich eine aufwändige Angelegenheit, das habe ihr erst grad neulich auch ein Manager bestätigt. Denn obwohl sich die Greenkeeper ja alle nur erdenkliche Mühe gäben, die Fairways zu pflegen, die Bunker sorgfältig zu rechen und die Grüns mit der Nagelschere piekfein zu schnippeln, gäbe es halt noch immer einige Vollpfosten, die nicht gecheckt hätten, dass der Platz nur so gut ist wie sein Zustand. Und wenn die Golfenden halt zu faul seien, die elementarsten Instandstellungsarbeiten in die Hand zu nehmen, dann sei natürlich Hopfen und Malz verloren und die ganzen Anstrengungen der Greenkeeper für die Füchse.
Doch das Beste komme erst noch, ereiferte sich Frau Muggli derart, dass sich ihr Teint mit steigendem Blutdruck in Richtung dunkles Altrosa verfärbte: Ihre Nachforschungen hätten ergeben, dass der gleichgültige Umgang mit dem Platz gar nicht mal in erster Linie auf die Gäste zurückzuführen sei, sondern, «halten Sie sich fest», auf die Clubmitglieder, die schlicht und ergreifend zu faul oder zu doof seien, sich zu bücken.
Sie selber sei ja eine, die kaum Spuren hinterlasse, weil ihre Bälle nicht so hoch flögen und nicht so rassig aufs Grün knallten. Aber sie bessere eifrig die Pitchmarken der anderen aus. Reflexartig. Und sie habe also schon Kolleginnen erlebt, die Bauklötze staunten, weil sie meinten, dass sie, Frau Muggli, so viel Spin auf den Ball bringen würde. Sie habe natürlich nur gelächelt und sie im Glauben gelassen, sie sei eine Back-Spinnerin.
Anyway, wenn sie auf die Runde gehe, wolle sie nur Golferin sein, und nicht gopfertelli gleichzeitig auch noch Reinigungsfachkraft für die Rüksichtslosen und Gleichgülltigen. Sie habe das mal so ein bisschen überschlagen: Auf 18 Lächern lege sie pro Loch im Schnitt zwei fremde Divots zurück und reche die Bunker so liebevoll, dass diese anschliessend wie japanische Zen-Gärten daherkämen. Und die vielen Pitchmarken, die sie an einem Nachmittag ausbessere, die zähle sie gar nicht erst.
Rechne man nun aber mit einem marktüblichen mittleren Putzfrauen-Stundenansatz von 27 Franken, dann komme sie bei einer 4,5-Stunden-Golfrunde auf ein Total von 121.50 Franken. Gehe man von einem Greenfee von 120 Franken aus, müsste ihr der Golfplatz also noch 1.50 in Cash zurückgeben. An den Wochenenden, wo die Runden locker sechs Stunden dauern können, wären dies sogar satte 42 Franken. Renato Tosio, der Manager von Domat/Ems, aber auch jener von Gams-Werdenberg, Albert Friedli, hätten ihr sogar 30 Franken auf die Stunde angeboten. Plus Arbeitsbekleidung!