Kolumne Lieber im Landdienst «grasen» Illu

Golfsuisse 05-12

Lieber im Landdienst «grasen»

Jetzt kommen Sie mal endlich aus diesem Rough raus, Herr Muggli! Bringt doch nix! Sie stapfen da seit Minuten im Salat rum wie ein asthmatischer Fliegenfischer in den Untiefen des Hinterrheins! Vom Gemeinen Holzbock wollen wir gar nicht erst reden, den vergessen wir einfach mal, den finden Sie ja dann am Abend bei der Zeckeninspektion, falls Sie sich für die genauso viel Zeit nehmen wie für die beknackte Sucherei im knietiefen Gemüse.

Klar, man haut schon mal einen Ball ins Rough, das passiert selbst den Champions, logo. Paul Rowe, unser Pro in Sagogn, gibt seinen Schülern drei grundsätzliche Ratschläge mit  auf das Lebensfairway, die ich Ihnen nicht vorenthalten will: 1. Hau nicht ins Aus! 2. Meide Sand und Wasser! und 3. Spiel, wenn du deinen Ball im hohen Gras vermutest, ein Prowisuärli! Und wenn das Rough höher als der Saum einer durchschnittlichen Caprihose ist, forget it immediately! In 999 von 1000 Fällen kriegt man den Ball nicht raus, weil man schlicht und ergreifend mit dem Schlägerkopf gar nicht erst rankommt. Und mit dem zweiten und dritten Schlag und dem inzwischen verstauchten Handgelenk wird’s ja bestimmt sowieso nicht gelingen.

Trotzdem dürfen wir bei uns in Sagogn immer wieder Golfkanonen beobachten, die durchs Wiesland sägissen, als ob sie im Landdienst wären, und mit der 56-Grad-Sandsense Grasbüschel um Grasbüschel in den Wind schaufeln. Selbstverständlich ohne Ballkontakt. Nun muss man wissen, dass der Spielbetrieb auf einem Golfplatz gewissen Regeln unterliegt.Eine davon ist die, dass man nicht länger als fünf Minuten nach einem Ball suchen sollte. Und zwar ganz einfach deshalb, weil einem an einem sonnigen Spieltag bestimmt schon der nächste Flight dicht auf den Fersen ist. Drum sollte man auch so langsam und sorgfältig wie möglich spielen – aber gopfertelli auch so schnell wie möglich gehen! Und wenn man das erst einmal verinnerlicht hat, wenn ein schöner Rhythmus zustande kommt und man keine Bälle im Seich draussen suchen und keine Löcher mehr streichen muss, dann verbessert man auch eins, zwei sein Handicap.

Allora, jetzt hören Sie einfach sofort auf, im tiefen Gras rumzuschwurbeln, Herr Muggli. Es bringt nix. Ehrenwort! Sie nerven Ihre Mitspieler, Ihre Verfolger und den Marshall, der Sie ermahnen und antreiben muss. Mit Ihrem hoffnungslosen Gewusel sorgen Sie für einen pfundigen Stau hintenraus, der letztlich dazu führt, dass die Flights, die gegen Ende des Tages starten, mit Stirnlampen, Notproviant und Wolldecken versorgt werden müssen. Sechsstündige Runden haben mit Golf einfach nix zu tun. Und sonst tragen Sie sich doch bitte erst gegen Abend ein. Dann können Sie im Rough draussen gleich Ihr Nachtessen pflücken. Garniert mit den frischen Eierschwämmli aus dem Unterholz  haben Sie im Nu einen prima Saisonsalat zusammen, der sich gewaschen hat.

Aber Vorsicht, gell: Die Rucola-Fötzel, die am Ball haften, dürfen Sie nicht entfernen, die gelten nicht als «loser hinderlicher Naturstoff» (Regel 21). Die Schnecken hingegen schon (Entscheidung 23-1/5). En Guete!


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