Kolumne Frau Muggli und der Söiniggel

Golfsuisse 06-12

Frau Muggli und der Söiniggel

Als Captain sieht man in einer langen Saison viele schlimme Sachen. Klar, zeltende Pfadfinder am See vor dem zwölften Grün, landende Gleitschirmflieger im Bunker, Mountainbiker, die wie Wildsäue quer über die Fairways brettern, freilaufende Rehe, Nilpferde oder Krokodile – das kennt man auch auf anderen Golfplätzen. Als eine Art Herausforderung entpuppen sich bei uns gelegentlich gschpässige Urlauber aus dem benachbarten Ausland. Wahnsinnige, die meinen, man könne auf unserem Golfplatz herumfuhrwerken wie im Chindsgi. Menschen also, die noch nichts von unserem strengen Regime gehört haben.

Neulich sagte einer,  den ich bei über 33 Grad im Schatten dazu zwingen musste, sich richtig anzuziehen, dass es bei uns härter zugehe als in der Grenadier-Rekrutenschule von Isone. Tja, es geht leider nicht anders. Wenn man nicht unmissverständlich auf die Einhaltung der verschiedenen Regeln pocht, wenn man es durchgehen lässt, dass klare Anweisungen nicht befolgt werden, dann wird geplempert wie im Chindsgi, dann schlägt der Ziehharmonika-Effekt voll durch und die Runde dauert sechs Stunden. Dann wird nicht «Fore!» gerufen und dann werden auch die Divots nicht zurückgelegt und die Pitchmarken nicht ausgebessert. Dann ist die viel gerühmte Arbeit unserer Greenkeeper für die Füchse und der Ruf, einen zwar sauschweren, aber hervorragenden Platz zu haben, im Eimer.

Neulich, nach dem Birdie-Open, mussten wir gar einen Gast mit einer Platzsperre belegen. Das ist ja nun etwas, was man sich als Captain zusätzlich zum ganzen Schreibkram auch noch unbedingt wünscht: mit der Spielkommission zusammensitzen, Zeugen befragen und einmal mehr dezidiert Unmissverständliches in die Tasten hauen. Ja, im Nachhinein kann man lachen, weil der Ernst von heute ja bekanntlich tatsächlich der Humor von morgen ist. Aber in dem Moment könnte man den Sünder würgen. Der hatte nämlich den Nerv, zwischen allerlei cholerischen Ausbrüchen (auf dem Grün den Ball einer Mitspielerin mit dem Schuh wegkicken – weil die eh keinen Punkt mehr machen konnte, fluchen wie ein Postkutscher und Bälle und Schläger herumschmeissen) mehrfach sein Gemächt auszupacken, um munter auf die Abschläge der Ladies zu pinkeln.

Doch, Sie haben ganz richtig gelesen! Als die drei Damen, allesamt honorable Members unseres Clubs, beim Abgeben der Scorekarten von dem sonderlichen Verhalten ihres verhaltensoriginellen Flightpartners berichteten, war der Pinkler bereits über alle Berge und der Manager sprachlos. Das Sekretariat verstand die Welt nicht mehr und der Headgreenkeeper sprang im Viereck, weil er die Pinklerei als persönliche Beleidigung und respektlosen, «vermutlich politisch motivierten, terroristischen Säureanschlag auf seinen geheiligten Rasen» empfand. Frau Muggli hingegen meinte trocken, dass es sie am meisten störe, dass er stehend gebrünzelt und sich anschliessend nicht einmal die Hände gewaschen habe, der Söiniggel!


Schreiben Sie einen Kommentar