Golfsuisse 03-13
Herr Muggli und das Damengolf
Der Schweizer Golfer drischt den Drive im Durchschnitt 210 Meter weit. Ja, ich weiss, Sie sind länger, Herr Muggli. Anyway, nehmen wir an, Sie stehen am Abschlag eins des Buna Vista Golf Sagogn, einem, ab Gelb, 350 Meter langen Par vier. Sie hauen den Ball 210 Meter weit und landen schwups im rechten Fairway-Bunker (tja, drum ist der Hund auch dort, in der Landezone, und nicht bei Ihren gefühlten 240 Metern). Anyway, 350 minus 210, das gibt 140. Ein Eisen fünf also, für den Durchschnittsgolfer. Und nun nehmen wir an, dass es windet. Das tut es dort oben nämlich noch gerne. Dann verlangt der zweite Schlag schon bald nach einem leichten Hübriidli. Von einem kurzen Approach aufs Green kann also nicht die Rede sein.
Ja, klar, die Spitzengolfer, die hauen eine Sieben in den Sturm. Aber machen wir uns nix vor, für Herrn Muggli sind die meisten Plätze zu lang. In den Staaten wurde letztes Jahr ein spannender Test gemacht: Um herauszufinden, wo die Abschläge sein müssten, damit ein Platz realistisch «Even Par» gespielt werden kann, schickte eine Golfzeitschrift drei niedrige Single- Handicapper auf die Runde. Das Resultat war ernüchternd: Selbst sehr gute Spieler müssten deutlich vor den Damenabschlägen aufteen, um den Platz mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit «Scratch» zu spielen.
An solchen Erkenntnissen hat die Schlägerindustrie natürlich nur bedingt Freude. Der Markt wünscht sich vielmehr, dass die Plätze noch länger werden, damit man den Kunden noch bösere Driver und noch längere kurze Eisen verkaufen kann. Die Schlägerhersteller gehen mit den Loft-Angaben dabei übrigens relativ locker um. Nicht erst seit die Verkaufszahlen abflachen, werden die Schlagflächen steiler. Kein Wunder, hauen wir doch heute mit einem neuen Eisen sechs so weit wie vor ein paar Jahren mit dem Fünfer. Kunststück, manche Sechs hat inzwischen nicht mehr 30, sondern bloss noch 25 Grad, entspricht somit eigentlich einem Fünfereisen.
Es ist also nicht so, dass man im Alter länger wird, Herr Muggli. Leider nein. Darum ist es auch völlig gaga, wenn man sich (so wie ich) an den durchtrainierten Tour-Pros aus dem Fernsehen orientiert und wie Anton drauftigerwoodst. Viel gescheiter wäre es, sich ein Beispiel an den «entspannten» Schwüngen der Ladies der LPGA Tour zu nehmen. Die Proetten hämmern nicht drauf wie bekloppt und sind im Schnitt dennoch 230 Meter lang. Und obendrein sehen die meisten auch sehr mehrheitsfähig aus. Wer wie eine wabbelnde Wurstwarenverkäuferin aus Solodurn, eine Naturheilerin aus den Voralpen oder eine Traktoristin aus einem vormals volkseigenen Betrieb im Raum Zwickau Ost daherkommt, findet keine Sponsoren. Da kann Frau Muggli noch so gut sein.
Die Spitze der Spitzengolferinnen ist heute so breit, dass es sich die Industrie bequem leisten kann, bloss jene Damen rauszupicken, die Einschaltquoten garantieren. Und ich wage jetzt einfach mal zu behaupten, dass wir alle besser golfen könnten, würden wir uns mehr für die Damen interessieren. Vor allem für jene der LPGA Tour.