Golfsuisse 02-15
Frau Muggli und der «flotte Vierer»
Frieda Muggli hat jetzt zugegeben, dass sie in den Ferien mal einen «flotten Vierer» ausprobieren will. Sie fühle sich jetzt reif dafür. Lustigerweise wird im Urlaub ja meistens einzeln Stableford gespielt. Oder Männer gegen Frauen. Oder über Kreuz. Auf die Idee, einen «flotten Vierer» hinzulegen, kommen (vermutlich aus beziehungs-technischen Überlegungen) die wenigsten. Und an ein Vierer-Scramble denkt erst recht kaum jemand. Dabei wäre exakt dieses Format enorm gesellig und – wenn man’s richtig macht – auch ziemlich anspruchsvoll.
«Scramble? Gähn, langweilig, ich will doch wissen, wie gut ich selber spiele», werden Sie jetzt vielleicht sagen. «Und gegen wen soll unser Flight denn überhaupt zocken? Wir sind ja bloss zu viert im Urlaub.» Ganz einfach: Der «flotte Vierer» wird gegen den Platz gespielt. Oder wer’s lieber ganz heftig haben will: gegen den Platzrekord. Aber da muss das Team dann schon ziemlich fit sein! Auf dem atemberaubenden schwedischen 72er-Championship-Course «Bro Hof Slott» (nördlich von Stockholm) liegt der Platzrekord bei lächerlichen 62 Schlägen. Zweiundsechzig! Ab Schwarz. Nicht ab Weiss. Und auch nicht ab Gelb oder Rot, von wo aus wir spielten. Um das Ganze noch ein bisschen anspruchsvoller zu machen, gingen wir mit der unbequemen Auflage an den Start, dass von jedem von uns je vier Abschläge genommen werden mussten.
Für den Fall, dass wir es schaffen sollten, einigten wir uns, diesen Sieg mit einem schönen Dinner und mindestens einer Flasche 2006er-Sassicaia zu begiessen. Für den absolut total unwahrscheinlichen Worstcase (nämlich dass wir es nicht schaffen sollten, unter Par ins Clubhaus zu kommen) war der Fall auch klar: Zur Strafe sollte es zum Abendessen Wasser und schwedisches Knäckebrot geben. Am ersten Tag blieb uns wirklich nichts ausser Wasser und Wasa, aber beim zweiten Anlauf schafften wir es mit «vier unter». Und wir waren uns einig, von nun an die besten Plätze der Welt als eingespieltes Knäckebrot-Team knäcken zu wollen.
Für den Fall, dass Sie zu zweit unterwegs sind, können Sie das Knäckebrot-Experiment als «Scramble for two» (S42) gegen den Platz angehen. Und wenn Sie mit der Auflage, dass von jedem sieben Abschläge zu nehmen sind (S42-7), an das Projekt herangehen, dann empfiehlt es sich, beim Frühstück im grossen Stile reinzuschaufeln. Das Abendessen wird aller Voraussicht nach eher frugal ausfallen.
So oder so eignet sich das Scramble wie kaum ein anderes Format als Gesellschaftsspiel. Und ich denke jetzt nicht einmal bloss an den «flotten Vierer» in den Ferien, sondern auch an die vielen Einladungsturniere, die unverständlicherweise noch immer als Einzelwettspiel durchgeführt werden. Dabei wäre der «flotte Vierer» eine prima Gelegenheit zur entspannten Kunden- und Beziehungspflege. Es gibt keine einsamen Verlierer. Und die Gewinner siegen im Team, was will man mehr? «Genau, intim!», hat Frau Muggli jetzt zugegeben, das sei ihr immer schon sehr gelegen.