Golfsuisse 05-16
Brutto, Netto, Skonto
Frau Muggli hat jetzt verkündet, dass sie ab sofort niemanden mehr belehren wolle. Und wenn sie «niemanden» sage, dann meine sie keinen, also alle! Jemandem erklären zu wollen, dass Golf eine primamässige Freizeitbeschätigung ist, sei ungefähr so hoffnungslos, wie wenn man dem Bischof Haas beibringen wollte, dass bei einem Foursome nur zwei und nicht deren vier herumalbern.
Einzig bei der Erklärung des Unterschieds zwischen brutto und netto leiste sie noch ein bisschen Nachhilfeunterricht. Praktisch bei jeder Rangverkündigung müsse sie nämlich irgendwelchen Enthusiasten erklären, wie beim Golf gerechnet werde. Dass nämlich brutto, also das effektive Resultat, das man spiele, genau genommen ja netto sei, weil brutto ohne Vorgabe-Strichli gezählt werde, eben netto, obwohl brutto. Gerade bei Siegerehrungen, wenn die Brutto- und Nettoresultate verglichen werden, entstünde meist grosse Verwirrung.
Dabei sei es doch eigentlich ganz einfach: Netto, das bedeute ohne, und da müsse man jetzt halt einfach im Kopf oben einen Switch machen und sich sagen, dass sich die Nettowertung ja auf das Resultat mit Vorgabe bezieht, also genau genommen einen Bruttowert darstelle – aber beim Golf halt alles genau umgekehrt sei, weil es da kein Skonto gäbe; also netto gleich mit – obwohl ohne. Ohne laufe es hingegen bei der Bruttowertung. Man könne sich das gut mit einem Vergleich aus dem Bereich der Gewichtung merken: Das Bruttogewicht beinhaltet das Gewicht des Golfsets mit Schläger und Bag. Die Differenz zwischen brutto und netto werde bei Gewichten Tara genannt (Eselsbrücke Taragebag).
Und weil brutto halt mit sei, würden die Punkte dort ohne gezählt werden, was alles andere als logisch ist, weil beim Golf gar nichts logisch ist. Brutto sei eben streng genommen netto, also ohne, was für den guten Spieler brutalo sein müsse, weil er praktisch nie Nettosieger werden könne. Und drum würden die Captains bei den Rangverkündigungen immer sagen, dass «brutto das richtige Golf» sei, und drum eben brutto vor netto, denn wer netto gewonnen hat, der soll ja nicht auch noch einmal brutto gewinnen.
By the way, sie rege sich regelmässig und bis zur Unkenntlichkeit darüber auf, dass bei Rangverkündigungen immer wieder mit dem 1. Platz angefangen werde. Das sei ja etwa so doof, wie wenn Stefan Gubser im «Tatort» gleich in der ersten Szene den Mörder finden würde!
Aus dramaturgischer Sicht würde sie immer eine Siegerehrung von hinten nach vorne beziehungsweise von unten nach oben empfehlen, denn dann würde auch brutto vor netto Sinn machen, obwohl ja alles gar keinen Sinn mache, weil brutto, wie gesagt, ohne, also netto sei und netto mit, also brutto.
Ja, und an dieser Stelle ihrer gut gemeinten Erläuterungen würden die Zuhörer dann jeweils mit geweiteten Pupillen gebörnautet zusammenbrechen. Und wenn dann einer frage, ob dieser Blödsinn von Schotten erfunden worden sei, dann sage sie halt einfach «Ja», obwohl sie wisse, dass es die Chinesen waren, die bereits 1000 nach Christus nicht netto und blutto voneinander unterscheiden konnten.